Mein Vietnam-Urlaub liegt schon etwas zurück, dennoch komm ich nicht umhin, euch einige meiner Erlebnisse, Fotos und Tipps zu teilen. Über instagram, hatte ich regelmäßig von meinen Foodtrips und anderen Erlebnissen berichtet. Hier gibt's aber vieles nochmal genauer. :)
Beginnen wollte ich mit dem Vegetarier-/Veganer-Guide.
Zu glauben, dass man es in Asien generell sehr einfach als Vegetarier oder Veganer hat, stimmt nicht. Fleisch oder Fisch ist hier überall gegenwärtig. Abgesehen von den offensichtlichen Fleischgerichten verstecken sich fleischhaltige Sachen in Form von Hackfleisch, Brühe und Fischsoße. Sogar einfaches gebratenes Gemüse oder Omelett wird gern mit Fischsoße gewürzt. Es ist aber durchaus möglich sich gut, sogar sehr gut, vegetarisch oder vegan zu ernähren. Allerdings muss man einige Dinge wissen.
Vegetarier haben es generell einfacher als Veganer. Viele Vietnamesen sind Buddhisten und diese Essen zu bestimmten Feiertagen oder regelmäßig kein Fleisch und verzichten auch komplett auf Fischsoße in ihrem Essen. Allerdings wird Ei und auch Joghurt oder Milch verzehrt, weshalb die Speisen nicht immer vegan, sondern vegetarisch sind.
Das Wort "chay" bedeutet vegetarisch und man wird sofort verstanden. Ein eigenes Wort für vegan gibt es meines Wissens nicht. Man müsste also immer dazu sagen, dass man auch kein Ei, Honig oder Milchprodukte essen möchte.
Aber nur, weil Ei und Milchprodukte auf dem Speiseplan von vietnamesischen Vegetariern stehen, heißt es nicht, dass jedes Gericht diese Zutaten enthält. Im Gegenteil, vieles ist vegan. Das gilt allerdings nur bei Vietnamesen, die regelmäßig vegetarisch essen oder Restaurants, die sich auf vegetarische Küche spezialisiert haben. Viele Menschen (meine eigene Verwandschaft) fühlen sich überfordert, wenn man sagt man isst kein Fleisch. Meiner Tante z.B. ist nichts anderes eingefallen, als gedämpfter Blumenkohl mit Sojasoße.
In normalen Restaurants, bei Streetfoodständen ist man auch nicht so kreativ. Die vegetarische Option in allermeisten Fällen ist Ei und, wenn man Glück hat, Tofu und ansonsten noch Käse (vor allem Schmelzkäse). Ei in den unterschiedlichsten Zuständen als Omelett, Spiegelei oder hartgekocht. Das wird dann mit Brot, Reis oder Nudeln serviert. Und Tofu entweder einfach nur frittiert, als Zitronengras-Tofu oder in einer Suppe. Statt Fischsoße wird dann mit Sojasoße gewürzt. Als Beilage gibts oft gebratenes, gekochtes oder gedämpftes Gemüse. Klar, das kann auch lecker sein, aber abwechlsungreich ist es nicht.
Ich war während meines Trips in 4 verschiedenen rein vegetarischen Restaurants. Zwei relativ bodenständige Restaurants, ein gehobeneres Restaurant und ein Essen direkt aus einem buddhistischen Tempel.
"Com Chay", so nennen sich solche bodenständigen Restaurants oder Garküchen. Das Wort heißt übersetzt "Vegetarischer Reis". Das Wort Reis (Com) steht aber auch stellvertretend für das alltägliche Essen, welches man zuhause mit seiner Familie zusammen mit Reis isst.
Im ersten Restaurant gab es keine Karte zum bestellen. Man ging damit einfach an die Theke, auf der ganz viele verschieden zubereitete Gerichte aufgereiht waren. Dann wird ein Teller mit frisch gekochtem Reis gefüllt und man konnte auf jedes Gericht zeigen, auf welches man Lust hatte. Es wird soviel drauf getan, bis man stopp sagt. Eine normale Portion (wie auf dem Foto links) kostet 20.000 VND, das sind nicht mal 1€ (25.000VND = 1€). Eine größere Portion (die zwei anderen Teller) kostet 30.000VND, also etwas mehr als 1€.
Dann gibts noch ein paar weitere Beilagen wie z.B. Sommerrollen oder Banh Bao (gefüllte Dämpfbrötchen), die man sich noch dazu bestellen konnte.
Unsere Teller waren vollgepackt mit verschiedensten Leckereien. Seitanrollen in pikanter Soße, gebratenes Gemüse (Wasserspinat) mit Knoblauch, gebratene Aubergine, knusprige Frühlingsrollen und Wantan, sowie auch süßsauer eingelegtes Gemüse. Super lecker, sättigend und günstig.
Der einzige Nachteil bei solchen einfachen Restaurants: Die Speisen werden nicht frisch zubereitet und sind (abgesehen vom Reis) nicht immer heiß, sondern oft nur noch lauwarm. Solche Restaurants werden von einfachen Leuten, Studenten und Arbeitern genutzt. Diese Art Restaurant gibt es auch als nicht-vegetarische Version sehr oft in Vietnam.
Das zweite Restaurant war ein wenig größer und es gab, neben der oben beschriebenen Theke (hier kostet ein typisches "Teller-Gericht" sogar nur 15.000 VND), auch eine Karte zum Bestellen. Wir waren zu fünft und entschieden uns a la carte zu bestellen.
Es gab vegetarische Banh Bao, also gefüllte Damfbrötchen. Normalerweise kann man diese Brötchen nur mit Fleischfüllung oder als süße Variante kaufen. In diesem Restaurants gabs das Brötchen pikant mit Karotten, Morcheln und Kolrabi. Das typische vietnamesische Crepe "Banh Xeo" gab es dort auch als vegetarische Version (17.000VND für 2Stück). Der Crepe (der Teig enthält nur Mehl, Kurkuma und Kokosmilch) ist an sich sogar vegan, wenn man ihn ohne Fleisch und Garnelenfüllung bestellt. Allerdings ist der dazu gereichte Dip auf Fischsoßenbasis. In diesem vegetarischen Restaurant gabs das Crepe gefüllt mit Mungobohnensprossen, Tofu und man bekommt einen veganen Dip.
Weitere bekannte Zutaten in der vegetarischen Küche in Vietnam sind Pilze in getrocknetem und frischen Zustand. Es gibt viele verschieden Pilzsorten, die eine fleischähnliche Textur haben. Der Austernpilz gehört auch dazu. Hier seht ihr Austernpilz in einer Panko-Panade (als Veganer würde ich bei allen Panaden allerdigns nachfragen, ob darin Ei enthalten ist). Darunter seht ihr den Klassiker überhaupt unter den Tofugerichten für Vegetarier. Tofu gebraten in Zitronengras. Oftmals in Kombination mit Currypulver und Kokosmilch. Zitronengrastofu ist auch in Deutschland in vielen Restaurants die vegetarische Option. Das Gericht schmeckt ja auch ziemlich lecker! ^^
Ja und jetzt kommen wir zu den etwas exotischeren vegetarischen Gerichten. Ähnlich wie hier, gibt es auch in Vietnam Fleischersatz bzw. fleischähnliche Zutaten. Es gibt Würstchen, Fleisch und Fischimitate. Hier seht ihr vegetarisches Thunfsichsteak in pikanter Pfeffersoße. Das Steak besteht hauptsächlich aus Seitan. Die "Fischhaut" ist nichts anders als Nori. Wir waren fasziniert von der Ähnlichkeit zum Original! Den Geschmack enthält das Gericht natürlich vor allem von der Soße, die ähnlich gewürzt ist, wie beim Fischgericht. Das Seitansteak an sich schmeckt eher neutral, durch das Nori aber schon etwas nach Meer.
Dann probierten wir noch den vegetarischen Schweinebauch. Das war wirklich das Highlight! Die "Schweinebauchstückchen" waren super lecker gewürzt und waren teilweise zäh (wie Fleisch) und teilweise knusprig (wie die Kruste). Es war eine Mischung aus Seitan, Soja und Teig (sowas wie Bierteig), welches man im rohen Zustand irgendwie abwechselnd aufeinander gelegt, später in Stücke geschnitten und dann frittiert hat.
Das Essen war reichlich und sehr günstig. Das komplette Restaurant wird von ehrenamtlichen Jugendlichen und Studenten betrieben. Die Einnahmen dienen dazu da, um das Restaurant am Laufen zu halten. Der Rest wird für Bedürftige gespendet. Wir fanden das wirklich sehr sehr cool. Das Restaurant liegt in Nha Trang, einer bekannten Touristenstadt in Vietnam. Die Studenten dort sprechen auch englisch, weshalb das Restaurant viele ausländische Touristen hat.
Bei dem gehobeneren Restaurant gab es nicht so viele Fleischimitate, dafür bemühte man sich viele Speisen mit natürlichen Zutaten zuzubereiten, die aber trotzdem nicht alltäglch sind. Ihr findet die Adresse des Restaurants hier.
Hier hatten wir einen Bratreis mit Algen (es schmeckt ein wenig wie geröstetes Nori und Yaki-Onigiri zusammen ^^). Die Bällchen waren pikant gewürzt, mit Tofu gefüllt und mit Puffreis paniert und frittiert. Und dazu gabs ne große herzhafte Suppe mit Gemüse, Tofu und Austernpilzen. Alles war sehr lecker, aber im Vergleich etwas teurer (jedes Gericht zwischen 30.000 bis 50.000VND, also ungefähr 2€)!
Und schließlich noch ein Foto von meinem Tempelessen. Wenn man einen buddhistischen Tempel zu einem Festtag besucht gibt es auch ein großes Festessen. Dieses wird von den freiwilligen Gläubigen komplett kostenlos organisiert und serviert. Man muss nichts zahlen und kann soviel essen, wie man möchte. Es gibt nicht so viel Auswahl (in unserem Fall gab es vegetarische Pho-Nudelsuppe mit Gemüseinlage, frittierter Tofuhaut und frittierten Teigstückchen). Wenn man mag, kann man dem Tempel etwas Geld spenden. In der Nähe von den meisten Tempeln gibt es aber auch vegetarische Restaurants, wo man ganz normal essen und bezahlen kann. Tempel sind also immer eine gute Adresse, wenn man vegetarisch essen möchte.
Achja, wenn ihr euch in der Stadt nicht auskennt und auch keine Verwandschaft habt, fragt einfach einen Taxifahrer oder eurem Hotelportier nach einem vegetarischen Restaurant "Quan Com Chay" oder "Nha Hang Chay". Wenn ihr unbedingt vietnamesisch essen wollt, betont dies in eurer Frage, denn sonst zeigen euch die meisten nur westliche/hippe Läden, die entweder langweilig unauthentisch oder urteuer sind.
Ich hoffe euch hat diese kleine Reise gefallen und ihr konntet auch ein wenig Inspiration für eure nächsten vegetarischen Gerichte finden! :) Was für Erfahrungen habt ihr in Vietnam gemacht?