In Japan leben überwiegend Buddhisten, weshalb es dort kein "christliches" Weihnachten gibt, wie bei uns. Es gibt keinen Gottesdienst und man feiert nicht wirklich Jesu Geburt. Die Weihnachtsfeiertage sind in Japan auch keine offiziellen Feiertage, wo alle frei haben. Gefeiert wird Weihnachten mit Geschenken, Christbaum und Kuchen auch vor allem für die Kinder. Diese bekommen aber etwas weniger Geschenke im Vergleich zu den Kindern bei uns. Die Geschenke werden dort meistens vom Weihnachtsmann neben dem Kissen gelegt.
An Heiligabend ist es bei Familien sehr beliebt ein sog. "Christmas dinner", also ein Weihnachtsessen zu haben. Meist besteht es nicht aus dem typischen Essen, wie wir es gewohnt sind. Wenn Japaner an typisches Weihnachtsessen denken, ist es meistens eine Schachtel mit panierten Hünchen von KFC (Kentucky Fried Chicken). Klingt komisch nicht war? Es ist aber wirklich so.
Kentucky Fried Chicken ist allgemein in Asien sehr beliebt. Vor ungefähr 35 Jahren startete KFC eine Werbekampagne mit dem Namen "Kurisumasu ni wa kentakkii!" (Kentucky for Christmas!). Sie dekorierten alle Filialen mit Weihnachtsdeko und boten spezielle Weihnachts-Menüs an. Angeblich würden diese Menüs dem "typischen amerikanischen Weihnachtsessen" gleichen. Seitdem ist KFC ein fester Bestandteil in der japanischen Weihnachtszeit. Meistens sind alle Sitzplätze schon Anfang Dezember vorreserviert und an Heiligabend bilden sich vor den Läden sehr sehr lange Warteschlangen.
Wie es dort zugeht könnt ihr auf diesen Bildern sehen:
KFC-Weihnachtsmann
KFC-Weihnachtsdeko
Warteschlangen vor KFC
Menschenmassen in KFC
Gelegentlich wird statt KFC auch irgend etwas anderes aus Hühnerfleisch gegessen oder auch mal Pizza.
Ich muss sagen, ich war am Anfang etwas geschockt, als ich zum ersten Mal (vor ungefähr 2 Jahren) las, dass KFC in Japan ein alljährliches Weihnachtsessen ist. Hier bei uns steht ja Coca Cola (was die Werbung betrifft) auch ziemlich für Weihnachten, aber nicht jeder von uns rennt an Heiligabend eine Flasche Cola kaufen, oder? *hust*
Die andere beliebte Speise ist der japanische Weihnachtskuchen (Kurisumasukeki, also Christmascake). Meistens eine kleine Sahnetorte mit Erdbeeren. In Japan beginnt die Erdbeersaison im Winter, wo hingegen bei uns die besten Erdbeeren im Sommer zu finden sind. Ich weiß nicht genau, wie sie das anstellen.
Meistens wird dieser Kuchen im Laden gekauft. Nur sehr selten wird er zu Hause gebacken. Wie sowas aussieht seht ihr in diesem Video:
In den 80er Jahren prägte sich für den Ausdruck "Alte Jungfer" daraus der Begriff des "liegengebliebenen/ nicht verkauften, alten und vertrockneten Weihnachtskuchens". (Damals war es schlimm, wenn eine Japanerin mit 25 noch nicht verheiratet war.) Da sich auch in Japan immer mehr Frauen entscheiden später oder überhaupt nicht zu heiraten, wird der Begriff nicht mehr so häufig benutzt ;-)
Für die Erwachsenen ohne Familie und für viele Jugendliche ist Weihnachten wie ein zweiter Valentinstag. Wo bei uns Weihnachten traditionell als Familientag gilt, hat die Werbeindustrie in Japan diesen Feiertag als einen besonderen Tag für Pärchen gemacht.
Sakura Sky, eine deutsche Bloggerin in Japan berichtete kürzlich unter anderem: "Wer für Heiligabend kein romantisches Date geplant hat, gilt im Freundeskreis als etwas bemitleidenswerter Verlierer und diese Blöße wollen sich die wenigsten geben." So werden einige Wochen vor dem Fest alle Telefonnummern von weiblichen Wesen abtelefoniert, die man so zufällig kennt in der Hoffnung, dass eine Person zusagt. Hier findet ihr den vollständigen Artikel von Sakura Sky zu diesem Thema.
Die Paare gehen dann zum Beispiel in Restaurants essen (oder schauen bei KFC vorbei) und tauschen Geschenke aus. In vielen Konsumvierteln Japans gibt es zu dieser Zeit spezielle Date-Angebote und alle Straßen sind mit vielen Lichterketten festlich dekoriert.
Man geht nach dem Essen oftmals auf ein sog. "Light up". Also ein Spaziergang, in dem man die vielen Weihnachtslichter betrachtet. Im ganzen Land werden zur Winterzeit Straßenzüge mit ausgefallenen Lichterketten dekoriert. Weihnachtsdeko zu Hause ist eher seltener.
Am 25. ist dann die ganze Weihnachtsdeko auch schon wieder verräumt. Man macht Platz für die wichtigste Feier des Jahres - der Neujahrsfeier. Das japanische Neujahr ist vergleichbar mit dem traditionellen Weihnachten bei uns. Alle Familienmitglieder und Verwandte feiern zusammen mit allerlei Speisen und mit viel Tradition.
Eines der traditionellen Speisen ist das Osechi.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein fröhliches Weihnachtsfest mit eurer Familie und Freunden, sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr! Lasst es euch gut gehen! ^___^b